Gemeinsam für gute Arbeit: Bernd Scheibke (DGB), SPD- Bundestagskandidat Ergun Can, Juliane Hoffmann (DGB) und Klaus Wiesehügel (von links nach rechts)
„Gute Arbeit“ lautete nicht nur das Motto der Veranstaltung, zu der der DGB Rottweil- Tuttlingen und die SPD mit Bundestagskandidat Ergun Can am Dienstagabend gemeinsam nach Tuttlingen ins Foyer von „Mutpol“ eingeladen hatten. „Gute Arbeit“ ist gerade im Vorfeld der Bundestagswahl die zentrale Forderung der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften. Dies unterstrich Klaus Wiesehügel als Gast des Abends. Der Vorsitzende der Gewerkschaft IG BAU ist Mitglied des Kompetenzteams von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und könnte bei einem Regierungswechsel Bundesarbeitsminister werden
In den vergangenen Jahren habe die prekäre Beschäftigung zugenommen. Rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland könnten von ihrem Lohn allein nicht leben. „Deshalb werden wir noch in den ersten 100 Tagen von Rot- Grün einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn einführen“, versprach Klaus Wiesehügel. Juliane Hoffmann unterstrich als DGB- Regionssekretärin diese Forderung. Denn in den Landkreisen Rottweil und Tuttlingen seien insgesamt über 34.000 Menschen für weniger als 8,50 Euro beschäftigt. Bei der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes von 8,50 Euro würde sich in den beiden Landkreisen die Kaufkraft um 300 Euro pro Einwohner erhöhen, so Hoffmann.
Auch in der wirtschaftsstarken Region Rottweil- Tuttlingen herrsche nicht überall gute Arbeit. So gebe es auch große Unternehmen, die keinen Betriebsrat haben oder die Leiharbeit missbrauchen. Bundestagskandidat Ergun Can, der selbst Betriebsratsvorsitzender ist, machte die Notwendigkeit betrieblicher Mitbestimmung deutlich. Gerade beim Einsatz von Leiharbeit oder Werkverträgen müsse die Mitsprache von Betriebsräten gestärkt werden.
Gute Arbeit von der man leben kann, sei auch die notwendige Voraussetzung für ein sicheres Auskommen im Alter, machte Klaus Wiesehügel deutlich. Beim Renteneintrittsalter forderte er Nachbesserungen. So solle man zukünftig nach 45 Versicherungsjahren abschlagsfrei mit 63 Jahren in Rente gehen können. Dadurch soll körperlich anstrengender Arbeit Rechnung getragen werden. Langfristig müsse das Rentensystem hinsichtlich des Eintrittsalters flexibler werden. Grundlage für das Renteneintrittsalter sollten nicht allein die Lebensjahre, sondern die Versicherungsjahre sein. „Das kostet natürlich Geld und die Debatte wird nicht einfach“, so Klaus Wiesehügel. Es bedürfe hierfür einer öffentlichen Akzeptanz, analysierte Klaus Wiesehügel den langfristigen Umbau des Rentensystems. Die Frage nach der so genannten Mütterrente beantworte Wiesehügel schnell: „Schön wäre es. Aber ich kann wirklich nichts versprechen, was nicht so einfach finanzierbar ist“- ein klarer Seitenhieb in Richtung Union.