Leserbrief: "Ziemlich durchsichtig" (21.08.11)

Veröffentlicht am 21.08.2011 in Partei

Zum Artikel „Unbeeindruckt: Wenig Applaus für Grün-Rot“ (Gränzbote, 19.08.11)

Wenn sich Angehörige der Opposition im Landtag nach 100 Tagen grün-roter Landesregierung alles andere als zufrieden zeigen, kann die Politik von Grün-Rot so falsch nicht sein.

„Die wollen alles auf den Kopf stellen“, wettert Leopold Grimm (FDP) über die neue Regierung, - und stellt dabei selbst so einiges auf den Kopf. „Die Regierung“ sei verpflichtet, ausbildungsfähige junge Menschen aus den Schulen zu entlassen – den Rest übernehme die Wirtschaft.

Dieser Anspruch des Herrn Grimm ist gleich in mehrfacher Hinsicht falsch. Schlimm genug ist es, wenn ein Schulabschluss nur noch auf die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen reduziert wird. Wo bisher die Schulen in der Pflicht sind, gebildete, mündige Bürger hervorzubringen, soll jetzt „die Regierung“ zuständig sein. Wo bisher ein duales Ausbildungssystem für die Ausbildung zuständig ist, übernimmt die Wirtschaft in Zukunft also auch den Berufsschulunterricht? Da bin ich doch gleich viel dankbarer, dass ich noch im alten Bildungssystem aufwachsen durfte.

Eine gewisse Konzentration auf Stuttgart 21 findet Herr Grimm schon nach 100 Tagen Grün-Rot bedauerlich und verweist auf die Gäubahn. Was in vielen Jahren Regierungszeit von CDU und FDP zustande kam, ist ein gesellschaftlicher Konflikt über Stuttgart 21 und mehrfache Ankündigungen zum Ausbau der Gäubahn. Im Übrigen gehören zur Infrastruktur nicht nur Schiene und Straße, wie Herr Grimm es einfordert, sondern auch und gerade ein funktionierendes Bildungswesen, Krankenhäuser und vieles mehr. Heute so zu tun, als habe die alte Regierung einen bestellten Acker hinterlassen, und dann über 100 Tage Grün-Rot nur zu wettern, ist ziemlich durchsichtig.

Peter Fischer
78554 Aldingen

 

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